* 6. Dezember 1919
† 27. Januar 1945
von Paul Schendzielorz
Essay
Ab 1933, kurz vor Beginn des Klavierunterrichts bei Vilém Kurz, verstärkte sich Kleins Interesse am Komponieren. Nach einer großen Zahl von Skizzen und Fragmenten aus seiner Jugendzeit in Přerov und den ersten Jahren in Prag (viele Klavier-, aber auch Kammer- und Vokalmusikversuche) stellen die von Juli 1936 bis Juni 1938 komponierten Vier Sätze für Streichquartett das erste vollendete Werk dar; eine ebenso betitelte frühere Komposition (1935) blieb unvollendet. Klein hat das neue Werk mit Kammermusikkollegen probiert, wie aus nachträglich vorgenommenen spieltechnischen Änderungen geschlossen werden kann.
Zu Beginn überrascht eine expressive Gestik (Nbsp. 1), die den I. Satz bis zur Fuge, die in Takt 45 einsetzt, wesentlich bestimmt. Im eröffnenden B-A-C-H-Zitat führt der letzte Ton statt der kleinen Sekund abwärts eine große Sept aufwärts. Auch im 2. und 3. Takt werden so Sekunden durch Septimen ersetzt. Die resultierende Intervallik verwirklicht dadurch eher Tonqualitäten als Tonhöhen – ein Verfahren, das das melodische Empfinden von der Neuen Wiener Schule bis zu Boulez' „Structures“ kennzeichnet. Die so abgeleiteten weiten Intervallsprünge und die äußerst komplexe Zeitgestaltung verbinden sich zu einem hochexpressiven Klanggeschehen. Die Detailrhythmik kombiniert in engster Folge oder auch gleichzeitig geradzahlige Gruppen, Quintolen, Sextolen und Punktierungen ...